
Jedes Jahr, in diesen Novembertagen, findet in Lakonien so etwas wie eine inoffizielle Eröffnungszeremonie der neuen Olivenernte statt. Sobald das erste Öl aus der Mühle kommt, öffnen wir am Abend – nach einem anstrengenden Arbeitstag im Olivenhain – zu Hause eine kleine Flasche Wein, meist von der Rebsorte Kydonitsa, einer hervorragenden Sorte aus der Region Monemvasia. Dazu kommen Oliven, das frische Olivenöl und Brot auf den Tisch, so wie auf dem Foto zu sehen. Es ist der ideale Weg, um zur Ruhe zu kommen, und zugleich eine Bestätigung, dass sich die Mühen des Jahres gelohnt haben.
Dieses kleine Ritual ist nicht nur ein kulinarischer Genuss; es ist auch eine Art, die Zeit erneut über den Kreislauf der Erde und unserer Arbeit zu messen. Das Aroma des frischen Öls, seine Schärfe, das warme Brot, das es wie ein Schwamm aufsaugt – all dies schafft einen Moment, der Erinnerung, familiäre Gewohnheiten und ein Gefühl von Kontinuität in sich trägt.
Der erste Geschmack der neuen Ernte ist zugleich ein stilles Versprechen, dass die Erde trotz Müdigkeit, Schwierigkeiten und Ungewissheiten weiterhin etwas zurückgibt. Und so entsteht am Ende eines Tages voller Schweiß unser kleiner jährlicher Kreis der Freude – ein Moment der Ruhe, der das ganze Jahr in sich birgt.